Joseph Machhausen, Koblenz (1888 r.)
Heinrich II Oidtmann, Linich (1907 r.)
Die Geschichte der letzten Verglasung der Kathedralfenster (XIX./XX. Jh.) begann im Jahre 1867, damals zerstörte ein gewaltiger Hagel die Mosaikfenster derart, daß sich das Kapitel entschloß sie zu erneuern.
Als Erster engagierte sich der Glasmaler Dr Heinrich Oidtmann aus Linich bei diesem Vorhaben. Schon im Jahre 1868 entstanden in seiner Werkstatt acht billige Mosaikfenster mit Pflanzenmotiven im nördlichen Kirchenschiff, sowie reich verzierte, in der traditionellen Technik ausgeführte, für die Flügel der drei Fenster im nödlichen Presbyterium. Letztere drei zeigten Apostel eingerahmt von architektonischen Motiven.
Die Arbeiten an den Fenstern im südlichen Kirchenschiff begannen im Jahre 1877 in der Kapelle des Erlösers. Sie wurden von Adalbert Redner, einem Glasmaler aus Breslau auf billigem Mosaikglas mit Teppichmuster angefertigt. In den darauffolgenden Jahren entstanden in der Werkstatt Redners zwei Glasmalereien für das südliche Kirchenschiff , auf denen Szenen aus dem Leben Marias dargestellt sind, und zwar: Marias Geburt und Opferung im Tempel ausgeführt in der Emailmalerei Technik.
Im Jahre 1878 schlug der Bischof Philip Krementz vor, die im südlichen Teil der Kathedrale gelegenen Fenster mit Glasmalereien zu schmücken auf denen die Leiden ( im Kirchenschiff) und Freuden (im Presbyterium) der Muttergottes abgebildet wären. Diesen Zyklus sollte die Krönung Marias abschließen, man beabsichtigte sie im vorher freigelegten Fenster im östlichen Teil des Presbyteriums anzubringen.
Im Jahre 1886 schloß das Kapitel mit dem Glasmaler Joseph Machhausen aus Koblenz einen Vertrag ab und beschloß vorerst mit dem Künstler zu vereinbaren wie man denen von Redner im südlichen Kirchenschiff gefertigten Glasfenstern (mit Szenen aus dem Leben Marias) der Idee des Bischof Krementz anpassen könnte, nämlich weitere Erlebnisse aus dem Leben Marias auf den Glasfenstern darzustellen. Machhausen machte die fünf Mosaikfenster in traditionaller Technik aus englischem Antikglas. In jedem befanden sich drei Medaillons in verzierten Rahmen (in der Kirchenvorhalle nur zwei weil nicht mehr Platz war).
Im Jahre 1907 war die Zeit gekommen die südlichen Fenster des Presbyteriums zu erneuern. Diese Aufgabe übertrug man der Werkstatt Oidtmann, die schon von der zweiten Generation – also von Heinrich II. Oidtmann geführt wurde. Man verzichtete auf das Projekt hier alle Freuden der Muttergottes darzustellen und widmete ihnen nur ein Fenster. Auch der Vorschlag im östlichen Fenster die Krönung Marias darzustellen wurde nicht realisiert. Das Fenster wurde nur teilweise freiglegt und in ihm eine Rosette mit der Abbildung des Heiligen Geistes eingesetzt. Im Fenster das dem Hauptalter am nächsten gelegen ist, wird das Te Deum gezeigt, also die Lobpreisung Gottes, umgeben von Engelschoren, Aposteln, Propheten und Märtyrern sowie werschiedenen Vertretern der Kirche auf der Welt (im unteren Teil ist der Ermländische Bischof mit den Kapitelmitgliedern dargestellt). Auf dem weiteren Glasfenster (eigentlich nur halben) über der Kapelle des hl. Georg sieht man den Märtyrertod des hl. Andreas und des hl. Adalbert.
Die letzten Änderungen der Verglasung in der Kathedrale wurden 1911 in der nördlichen Wand des Presbyteriums vorgenommen, man setzte Mosaikfenster mit Pflanzenmotiven ein, weil diese mit den Aposteln angeblich zu wenig Licht durchließen.
Im letzten Weltkrieg wurden die Fenster schwer beschädigt, sodaß von den Mosaikmalerein nicht viel übriggeblieben ist. Von denen die Oidtmann in der nördlichen Wand der Kathedrale gefertigt hatte sind fast keine mehr da. Nur fragmentarisch erhaltengebliebene Fenster in der westlichen Wand geben eine gewisse Vorstellung wie sie ausgesehen haben. Auch die reichverzierten Mosaikmalereien aus den Fenstern des südlichen Presbyteriums wurden vernichtet. Nur im südlichen Schiff sind zwei Fenster von Machhausen und ein Fenster von Redner übriggeblieben. Die Mosaikfenster in der Kapelle des Erlösers wurden sehr beschädigt und man mußte sie durch neuzeitliche Glasscheiben ersetzen.
Eine ungeheuer große Anzahl von Mosaikfenstern (über 700 Flügel) sind unwiederruflich vernichtet worden, ein geringer Teil (ca. 50) wurden bedeutsam beschädigt. Aus den übriggebiebenen Resten und dank der Bemühungen des Museum Nicolaus Kopernikus sowie der Zusammenarbeit mit der Mosaikmalerwerkstatt von Sławomir Oleszczuk in Breslau ist es nach mühsamen. Rekonstruktionsarbeiten gelungen, die Mosaikfenster nachzubilden und auf der Ausstellung zu exponieren. Sie stammen aus der südlichen Wand der Kathedrale und sind nach den Werken der zwei Werkstätten, nämlich der von Machhausen aus Koblenz (1888), der von Oidtmann aus Linich (1907) und Redner aus Breslau (1877).
Die Mosaikfenster von Machhausen riefen bei seiner Zeitgenossen große Begeisterung hervor. Man schrieb damals, daß es die besten Fenster seien die jemals seine Werkstatt verlassen hatten. Auf der Ausstellung wurden Szenen aus den Lieden Christi: Kreuzigung (mit der Muttergottes und dem hl. Johannes unter der Kreuz), Klagen (Christus und Maria Magdalena) sowie die Die Grablegung (Christus und die Muttergottes) gezeigt. Hier gab es gleichfalls den Engel mit der Banderole und Pflanzenmotive, welche die einzelnen Szenen voneinander trennten.
Die Mosaikfenster von Oidtmann sind, obwohl sie qualitativ denen von Machhausen kaum gleichkommen, dennoch besonders wertvolle, da sie die einzigen Zeugen dafür sind, wie reich die Ausstattung der Fenster im südlichen Presbyterium war. Aus Oidtmann Werkstatt stammen die nachstehend genannten Mosaikfenster: Flucht aus Ägypten (mit dem Prophet), Wiederfinden Jesu im Tempel (mit der Muttergottes, dem hl. Joseph und Engel). Es gibt auch Mosaikfenster mit Architekturelementen und einzelne Fenster mit Szenen welche Die Ausgießung des Heiligen Geistes darstellen sowie andere nach dem II. Weltkrieg zerstörte Szenen. Auf der Ausstellung wurde nur ein Mosaikfenster mit Teppichmuster aus der Werksatt von Redner exponiert. Leider ist dieses, älteste Fenster das sich hier befindet, nicht besonders attraktiv.